"haalt eech monter!" -

Der Propstei-Friedhof in Merzig

Unter dem neuen Titel merziger geschichtsbücher gibt der Verein für Heimatkunde in Merzig e.V. zu Beginn des kommenden Jahres erstmals eine Monografie zu einem kultur- und stadthistorischen Thema heraus:

Das Buch von Stefan Haas trägt die Aufforderung „Haalt ecch monter!“ im Namen und beschäftigt sich auf 168 Seiten mit dem Propstei-Friedhof in Merzig.

Dem Verfasser geht es bei seiner Arbeit nicht in erster Linie um eine linear-historische Abhandlung zur Friedhofs-Geschichte, sondern er nähert sich über die Be-Deutung von Grabsymboliken auf den Gräbern des Friedhofs dem Thema der Vergänglichkeit an. Vor allem bei der Besprechung christlich-figurativer Symbole werden Merziger Biografien vorgestellt.

Unter dem Aspekt von Friedhofs-Kulturen werden des Weiteren markante Punkte auf der Begräbnisstätte an der Propsteistraße thematisiert – etwa die Soldatengräber und das Grabfeld der Borromaerinnen. Zu eben jener Kultur wird vom Autor auch das Thema der Flora in besonders ausführlicher Weise erläutert, handelt es sich doch beim Probstei-Friedhof um einen heimlichen botanischen Garten der Stadt Merzig.

 

Neueste Erkenntnisse zu den Merziger Kriegsopfern beider Weltkriege wurden von Stefan Haas – nach seinem Besuch etlicher Gräber im Herbst rund um den Argonner Wald in Frankreich -  in einem äußerst umfangreichen Anhang in tabellarischer Form am Ende des Buches zusammen gestellt.

Grußwort von Oberbürgermeister Hoffeld zum Buch von Stefan Haas zum Thema „Merziger Friedhofskultur“

 

Die Friedhofskultur hat eine lange Tradition und ist tief in unserer Gesellschaft als immaterielles Kulturerbe verwurzelt. Seit vielen Jahrhunderten haben Menschen Friedhöfe als Ort der letzten Ruhe für ihre Verstorbenen genutzt. Ein Platz des Friedens und der Stille, an dem wir uns von unseren Lieben verabschieden können. Eine würdige Tradition und Ritual in Verbindung mit Trauerbewältigung und Erinnern.

 

Auch unsere 15 Merziger Friedhöfe gestalten diese kulturelle Säule aktiv mit, beispielsweise in Form von alten Baumbeständen, historischen Grabsteinen sowie Ehrenmälern. In diesem Zusammenhang sind sie nicht nur ein Ort der Besinnung, sondern auch der Kommunikation.

 

Obwohl die Endlichkeit in Form von Sterben und Tod zu unserem Leben gehören, lassen wir Gedanken an den eigenen Tod oder den eines nahen Angehörigen im Alltag nicht gerne zu. In der Gesellschaft ist es oftmals ein Tabuthema. In Verbindung damit reagieren wir sogar mit Hilflosigkeit, Unverständnis und Abweisung. Dasselbe gilt für Probleme, die sich im Anschluss an einen Todesfall ergeben, insbesondere wenn zu diesem Zeitpunkt Entscheidungen verlangt werden, auf die wir uns nicht immer so vorbereitet haben.

 

Es könnte der Eindruck entstehen, dass mit dem Wort Friedhof gleiches einhergeht und wenig Beachtung in der Öffentlichkeit aufkommt. Dem ist aber nicht so. Friedhöfe sind ein Ort der Begegnung.

 

Aus diesem Grund danke ich dem Autor dieses Buches dafür, dass er sich neben Trauer, Würdigen und Erinnern auch eingehend mit der Gestaltung von Friedhöfen auseinandergesetzt hat. Er hat mit seinem Werk aufgezeigt, dass durch Pflege und Weiterentwicklung ein zusätzlicher Blickwinkel für Anerkennung und Wertschätzung geschaffen werden kann.

 

 

Außerdem zeigt er die soziale Funktion von Friedhöfen auf. Dieser kann als Treffpunkt für Familien oder Angehörige dienen und sozialer Vereinsamung von Hinterbliebenen entgegenwirken. Das Buch dient als Instrument, um das Thema Friedhofskultur als festen Bestandteil im Kreislauf des Daseins zu sehen und auf die Bedeutung für unsere Kreisstadt aufmerksam zu machen.

Geleitwort

 

Friedhöfe bieten unterschiedliche Aspekte, die einen Besuch reizvoll machen. Seien es die Natur, die Zeugnisse der Geschichte und berühmter Persönlichkeiten oder die künstlerischen Denkmale.

Stefan Haas kennt Friedhöfe in Deutschland wie kaum ein anderer. Hunderte von Friedhöfen hat er in den vergangenen Jahren besucht, durch seine Kameras in Szene gesetzt und die Bilder veröffentlicht.

Seit vielen Jahren schon stehe ich mit ihm in Kontakt, da ich selbst für die Website der Arbeitsgemeinschaft „Alemannia Judaica“ zahlreiche jüdische Friedhöfe in Deutschland besucht und etliche davon, dazu auch einzelne christliche Friedhöfe wie in meiner Heimatstadt Plochingen, ausführlich dokumentiert habe.

Die im Internet zugänglichen Fotoseiten von Stefan Haas habe ich bei meiner Dokumentationsarbeit immer wieder sehr gerne und mit großem Gewinn angeschaut, auch und gerade dann, wenn ich aus eigener Anschauung einen Friedhof bereits kennengelernt hatte. Denn Stefan Haas hat bei seinen Besuchen oft noch viel mehr entdeckt als ich, hat mit seinen Fotos Details und Symbole festgehalten, die man leicht übersehen kann.   

Über die vorliegende Publikation zum Propstei-Friedhof in Merzig gelingt es Stefan Haas, diesen Friedhof mit seinen Grabsteinen zum Sprechen zu bringen. Die Grabsteine mit ihren Inschriften und Symbolen wollen ja häufig sehr viel mehr zum Ausdruck bringen als nur an den Verstorbenen bzw. an die Verstorbene zu erinnern. Dieses Buch hilft den Lesern (und Friedhofs-Besuchern) dabei, die Botschaften der Grabsteine zu verstehen.

Darüber hinaus wird an vielen Stellen deutlich, wie der Friedhof ein großartiges Denkmal der Merziger Stadtgeschichte ist. Zu vielen der Beigesetzten werden weitere Informationen gegeben. So wird mit Hilfe dieser Publikation ein Friedhofsbesuch zu einem lehrreichen und damit lohnenswerten Erlebnis. In diesem Zusammenhang ist sicherlich auch die parkähnliche Struktur des Friedhofs für die Besucher von Bedeutung: Das Kapitel über die Flora vor Ort verdeutlicht, dass sich einer Friedhofs-Thematik von ganz unterschiedlichen Seiten genähert werden kann.

Stefan Haas hat auf wissenschaftlichem Niveau überaus gründlich recherchiert. Auf Empfehlung der Deutschen UNESCO-Kommission wurde die Friedhofskultur in Deutschland im März 2020 in das „Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes“ aufgenommen. Auch im Blick darauf ist die Publikation ein wichtiger lokaler und regionaler Beitrag.

 

Das nebenstehende Bild zeigt Stefan Haas bei seiner fotografischen Arbeit auf unserem Friedhof an der Stadtkirche St. Blasius in Plochingen. Bei diesem Besuch reifte in ihm, nach seiner eigenen Aussage, die Idee auch für seine nähere Heimat zum Thema Friedhöfe / Grabsymbole, publizierend tätig zu werden.

 

Dr. Joachim Hahn                                                                 Plochingen, 17. Oktober 2023

Geleitwort

Als der Verein für Heimatkunde Merzig e.V. Mitte 2022 mit der Herausgabe der ersten Ausgabe der Zeitschrift merziger geschichte seinem satzungsgemäßen Auftrag, publizistisch tätig zu sein, endlich wieder nachkam, war nicht abzusehen, wohin sich die heimatkundliche Literatur in Merzig und damit auch der Verein entwickeln würde. Mittlerweile hat sich die Zeitschrift etabliert und auf viele positive Rückmeldungen folgten auch viele neue Mitglieder. Sie alle einte der Wunsch, ihre heimatkundlichen Erkenntnisse in die Öffentlichkeit  zu tragen.

Eines dieser neuen Mitglieder ist der aus Weiskirchen stammende Historiker Stefan Haas, der bereits in der dritten Ausgabe der Zeitschrift einen Artikel zum „Denkmal für die aus Merzig stammenden Soldaten auf dem Propsteifriedhof“ verfasste. Im Rahmen der Entstehung dieses Artikels hat Haas sich eingehend mit dem Merziger Propsteifriedhof befasst – und das nicht ohne Grund.

Im März 2020 wurde die „Friedhofskultur in Deutschland“ von der Deutschen UNESCO-Kommission als immaterielles Kulturerbe verzeichnet. Unter dem Begriff Friedhofskultur versteht man nicht nur die Kultur des Bestattens und Trauerns, der Gestaltung, Pflege und Bewahrung von Gräbern und Friedhöfen, sondern auch die Bedeutung für den Naturschutz, die Völkerverständigung, dem Gedenken und der Integration. Mit seiner Mischung aus Gräbern vom 19. Jahrhundert bis heute, der daraus ablesbaren Kunstgeschichte sowie die an den zahlreichen Grabsymboliken ablesbare Mentalitätsgeschichte der letzten 150 Jahre ist der Propsteifriedhof ein Schmelztiegel der Stadtgeschichte. In diesem Kontext sind u.a. auch die Soldatengräber zu nennen sowie die Entwicklung des Friedhofs im Sinne von räumlichen und baulichen Erweiterungen im Verlauf der Jahrzehnte.

 

 

 

So wie das Fotografieren eine Passion von Stefan Haas ist, so lebt auch eine Friedhofsdokumentation von aussagekräftigen und stimmungsvollen Bildern.  Aufgrund dessen war im Verlauf der Entstehung der vorliegenden Arbeit schnell klar, dass der begrenzte Platz einer Zeitschrift dem nicht gerecht werden kann.

Daher freuen wir, der Verein für Heimatkunde Merzig e.V., uns gemeinsam mit Stefan Haas den nächsten Schritt gehen zu können: die Auflage einer heimatkundlichen Schriftenreihe.

Unter dem Motto „merziger geschichtsbücher“ werden zukünftig in loser Folge und je nach Bedarf, Finanzen und vorliegenden Beiträgen, weitere Bücher erscheinen.

Wir wünschen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Freude mit dem Buch Haalt eech monter!“ – Der Propsteifriedhof in Merzig.

Martin Lang

 

(Vorsitzender)